hockenheim jim clark revival

hockenheim – jim clark revival – nach längerer „abstinenz“ wieder mal ein „einsatz“ auf einem tourenwagen in der bekannten deutsch–holländischen serie der scuderia alfa classico! das fahrzeug – mein bekannter alfa romeo 156 2.4 diesel. vorbereitet den winter hindurch vom ostdeutschen team east racing.

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viel vorzubereiten gab es im prinzip nicht, dies hat ivo salvadori mehrheitlich bereits getan – anzupassen waren in der zwischenzeit seit dem letzten einsatz am 24h-rennen vor einigen jahren lediglich knotenverstärkungen am überrollkäfig, feuer-löschanlage, sitze, gurten und die vorderen scheibenbremsen. das „äussere“ wurde auch ein wenig aufgepeppt – neue sponsoren und das berühmte alfalogo – erhielten Ihren platz.

vorgesehen waren – da in dieser meisterschaft an den wochenenden je zwei rennen ausgetragen werden – dass ich mir das auto mit alfredo saligari „teilen“ würde. alfredo konnte dieses wochenende noch nicht bestreiten, wird aber im laufe der saison wieder ins lenkrad greifen. somit ich also alleine auf dem weg zum ersten abenteuer!

die wetterprognosen für das wochenende standen nicht auf sonne – ich sollte dies dann später auch noch richtig erleben.

 

ankunft in hockenheim am freitag gegen 10.00 uhr – erstes zeittraining für die startaufstellung um 11.40 uhr. die technische abnahme hatte das east-team bereits vorgenommen – nun galt es also noch die administrative abnahme zu erledigen und die fahrerkleidung zu zeigen.

ich wusste nicht, sind die klamotten und der helm schon „abgelaufen“ oder noch in der gültigen homologationsperiode. auch heute weiss ich es noch nicht, schaute doch der zuständige kommissar gross-zügig über die entsprechenden aufkleber-etiketten hinweg. meine hoffnung, ich könnte – falls es nicht mehr homologiert sei – auf dem platz eine „neue“ ausrüstung kaufen, entpuppte sich auch als falsch, da nicht einmal ein von mir vergessener kopfpariser vor ort zu kaufen war! mein teamchef organisierte dann einen solchen – womit die erste aufregung vor dem start gelöst schien.

nun, noch kurz die gurten anpassen und schon ging es mit dem zeittraining los! komisches gefühl nach langer zeit wieder hinter dem steuerrad des alfas zu sitzen. immerhin war die piste einigermassen trocken und bald stellte sich wieder das vertraute gefühl fürs fahrzeug ein. zu beginn ging ich das ganze noch relativ ruhig an, musste dann aber feststellen, dass ich – auf grund der vielen überholmanöver gegen mich – ich die sache doch etwas zu zögerlich begonnen hatte. also los – bremspunkte immer später setzen und auch mal das eine oder andere riskieren. eingangs sachskurve nach der zweiten rotphase – die jungs waren alle nach der langen winterpause „giggerig“, drehte sich das heck in die verkehrte richtung – ich war auf einer ölspur recht zügig abgeflogen! nirgends angeschlagen – aber die kiste lief nicht mehr an. kurzerhand wurde ich auf die seite gezogen – wo dann der alfa auch wieder seine tätigkeit aufnahm. weiter ging es auf zeitenjagd. nach einer weiteren rotphase fühlte ich mich dann wieder wie „zu hause“. die zeit war für meine verhältnisse ohne vorgängiges training akzeptabel. siebzehnter platz – mittelfeld!

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am samstag dann das erste rennen!

start und nach der ersten kurve schon 4 plätze gut gemacht. war auch nicht so schwierig, da meinen mitstreiter wohl eher etwas vorsichtig zu werke gingen – es war an einzelnen stellen noch etwas feucht! so ging es munter weiter – jetzt fuhr ich langsam auf meine „richtigen“ gegner – die 75er alfas auf. da wurde es schon einiges schwerer. in den ecken war ich immer dran – ausgangs kurve zogen sie wieder davon. so ging dies bis zum ende des rennens – entweder hatte ich nach der kurve zu viel tourenzahl – da ging beim diesel nichts mehr – oder ich hatte 2000 bis 2500 touren zu wenig – was die anderen wieder davonziehen liess. scheisse! so beendete ich das erste rennen – nach einer siebenrundigen gelbphase und einer schrecksekunde auf einer weiteren – der häufigen ölspuren – eingangs motodrom, auf dem sechsten schlussrang meiner kategorie! zufrieden war ich nicht – aber ich hatte eine menge spass – auch der zieleinlauf war spannend – fotofinish mit einem 75er – aber nur weil dieser sich zu beginn der zielgeraden verschaltete und ich deshalb um einige zentimeter an ihm vorbeiziehen konnte! wäre die ziellinie einige meter später gewesen, ich hätte einen rang verloren!

gegen abend dann die zweite qualifikation fürs zweite rennen – so glaubte ich jedenfalls – aber irgendwie habe ich den austragungsmodus nicht ganz verstanden. wie auch immer – das gleiche wie im rennlauf – immer nach den kurven zu wenig leistung – frustrierend zusehen zu müssen, wie die anderen wegziehen und in der nächsten ecke wieder vor dem fahrzeug „rumstehen“! aus welchem grund auch immer fand ich mich dann am sonntag zum zweiten rennen auf einem startplatz in reihe zwölf! hoppla – muss mich das nächste mal mehr anstrengen und das reglement mal lesen.

wie auch immer – regen war angesagt! dies liebe ich eigentlich – ausser wie in meinem fall die lüftung zur scheibe funktioniert nicht richtig – will heissen, ich musste nach kurzer zeit jeweils die sicherung, welche rausgesprungen war und die lüftung unterbrach, wieder „reindrücken“!

start – sicht weniger als null – diesmal jedoch noch nicht auf grund der fehlenden lüftung – sondern wegen der gischt der vor mir startenden fahrzeuge. ich bin schon einige regenrennen – auch in formelfahrzeugen gefahren – aber dies war doch schon sehr speziell. ich wusste ja, vor mir sind noch etwa 20 fahrzeuge doch keiner war zu sehen. nicht mal die rückstrahler sah man. vielleicht war ich auch mit zu viel abstand vom geschehen entfernt – wie auch immer – die erste kurve hatte ich – ohne rempler – hinter mir. weiter ging es etwas besser, zog sich das feld doch schon ein wenig auseinander. zweite kurve – da mussten einige konkurrenten dran glauben – der 156er lief perfekt und hatte supertraktion im regen. danke dem vorderradantrieb! platz um platz konnte ich gut machen – ich denke es waren meist fahrzeuge mit weniger leistung – mein vorwärtsschub ging relativ zügig. plötzlich sah ich mich wieder in gesellschaft der 75er-armada. einige hatten sich auch rausgedreht, denn der regen war schon recht heftig.

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rundenlang duellierte ich mich mit einem italiener auf einem gelben 75er – sinniger-weise das vorgängerfahrzeug meines teamchefs. aber immer wieder das gleiche – zur kurve dran – nach der kurve weg – zur kurve dran usw. usw. im innfield – sachs / opel war ich immer schneller – auf der – in diesem falle viel zu langen zielgerade – wieder mit schneckentempo unterwegs!

fluchen half auch nicht weiter – also entschloss ich mich zu einem – nicht ganz durchdachtem manöver – ausgangs sachskurve. beim linksknick zog ich innen am konkurrenten vorbei – glaubte ich zumindest – doch dieser machte keine anstalten, platz zu machen und zog seinerseits auch nach innen.

was blieb noch – zwei räder auf dem dortigen rasen und einen kleinen schupser gegen den 75er. resultat – mein vermeintlich „zurechtgelegter“ gegner drehte sich vor mir links raus und ich auf grund des weichen rasenbodens parallel mit ihm. keine berührung, kein einschlagen – nichts!

während der drehungen überlegte ich mir wie wohl der temperamentvolle, kleine italiener reagieren würde, falls wir jetzt irgendwo einschlagen würden.

möglichst schnell verbannte ich diesen gedanken und konzentrierte mich wieder auf die weiterfahrt. so offensichtlich auch mein sparringpartner – nur er hatte mehr glück und konnte vor mir wieder losfahren! in der folge konnte ich ihn leider nicht mehr attackieren, war er doch schon zu weit „entflogen“.

im park fermé trafen wir dann erstmals „persönlich“ aufeinander. mit dem „aus-steigen“ liess ich mehr etwas zeit, wusste ich ja noch nicht wie ein heissblütiger italiener auf meine attacke reagieren würde. mit grosser überraschung durfte ich dann feststellen, dass ihm – nachdem er mehrmals um seinen 75er lief um allfällige „kampfspuren“ zu ordern – freudig zu mir kam und meinte – so ist es toll miteinander zu „kämpfen“!!

ich möchte nicht wissen, wie es ausgegangen wäre, hätte er, respektive sein fahrzeug einige blessuren davongetragen! so konnten wir uns gemeinsam über das erlebte freuen!

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gesamthaft betrachtet ein wochenende mit viel fahrspass – aber auch mit der definitiven erkenntnis, dass es mit dem diesel auf vordere ränge – auch mit der hilfe des regengottes – nie und nimmer reichen wird! quintessenz aus dieser schmerzhaften einsicht – höchstwahrscheinlich muss ein anderes fahrzeug her oder aber sich mit bescheidenen schlussrängen zufrieden geben!

nun freue ich mich auf das nächste rennen auf dem gp-kurs am nürburgring. vielleicht ist da die 75er-armada nicht so stark vertreten!

für euch aus dem renncockpit

jürg hügli