rallye san remo vom 7. – 10. april 2016

bereits der ortsname weckt bei motorsportfreunden, reiselustigen, botanikern und feinschmecker die aufmerksamkeit. die alt ehrwürdigen rallye-strecken in den südlichen ausläufern der ligurischen seealpen, wo die ortschaften teilweise wie schwalbennester in die felsen gepflanzt sind, laden ein um unvergessliche strecken zu durchfahren bis sich oberarme mit muskelkater melden.

wir sind wiederholungstäter, carlo vogel mit rafi soriano als beifahrer und der schönen giulia,

 

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giovanni gigliotti mit domenico soriano und der atemberaubenden fulvia 1.6hf fanalone,

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und ich, daniel amstutz mit dieter baumann als co-pilot mit dem käthy (opel kadett gt/e).

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alle reisen am donnerstag an, jedes team unabhängig, giulia und käthy auf eigener achse, giovanni wollte die fulvia schonen und packte diese auf den transporter, vielleicht hatte er auch angst, dass sie nicht so lange läuft …smile.

der kadett läuft wie eine schweizer uhr, ich habe das auto gerade erst von peter gschwind übernommen und noch keine 20 km damit gefahren, einen solchen einsatz ohne vorher etwas zu testen, verursacht etwas gemischte gefühle vor der abfahrt, die fiva-id karte kam am donnerstag morgen in letzter sekunde!

das team amstutz/bauman war als erster in san remo um schon mal etwas über den ablauf in erfahrung zu bringen. die vergangenen 3 jahre brachten ja immer wieder nervenaufreibende überraschungen seitens des veranstalters zum vorschein. dem war dieses jahr nicht so. ich entschloss mich kurzer hand die dokumente usw. noch im rennbüro zu holen, die lizenz zu lösen usw. als ich einen teilnehmer im fahrerlager gefragt habe, wo denn das rennbüro dieses jahr ist, antwortete dieser, ich fahr euch kurz hin, habe gerade zeit! kaum im rennbüro angekommen standen wir mit startnummer und einem papiersack voller überraschungen wieder draussen, so schnell ging das noch an keiner rallye, welche ich jemals gemacht habe, ist das wirklichkeit oder träume ich schon ein wenig?!

zwischenzeitlich ist es kurz vor 19:00uhr, wir sind zurück im hotel, die startnummern aufgeklebt, das roadbook von vorne nach hinten durchleuchtet , alle dokumente durchsucht, irgendwie werden wir nicht schlau aus den angaben, die durchschnittsgeschwindigkeiten fehlen! wie um himmels willen sollen wir da irgend etwas berechnen? die anderen schweizer teams sind auch eingetroffen, es ist zeit für apéro, ganz wichtig! dann zum italiener, was denn sonst, die lokalen gerichte geniessen, etwas vino rosso, espresso und grappa….. die zeiten haben wir noch immer nicht.

kein problem das machen wir morgen…….

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morgen ist relativ schnell, nach einem ultima schlummertrunk zeigt die uhr doch deutlich mitternacht oder ähnlich. der morgen naht, die strassen von san remo sind ab sofort für testfahrten der aktuellen und historischen rallyefahrzeuge geöffnet, das generiert eine geräuschkulisse der spitzenklasse, pavarotti kann das nicht besser und schon gar nicht länger !

15:oo uhr naht…zwischenzeitlich haben wir die gut versteckten schnittgeschwindigkeiten auf der total unübersichtlichen homepage gefunden, 15:30 startet das erste auto, ein finne mit untermotorisiertem chrysler in runter gekämpftem zustand, aber sympathischer besatzung.

ich mit käthy und dieter auf dem beifahrersitz, (es ist gerade mal seine zweite rallye), auf dem zweiten startplatz, das kann gut sein oder schlecht, so weit vorne zu starten. wenn ich das prozedere an der zeitkontrolle betrachte, wo die gefahrene streckenzeit auf die bordkarte eingetragen wird, denke ich, es ist eher schlecht. vier funktionäre diskutieren 30 sekunden über die einzutragende zeit. wenn das nur gut kommt! das mindert aber durchaus nicht die freude, über genau die ehrwürdigen strassen zu donnern, wo walter röhrl und sandro munari bestzeiten in den asphalt gebrannt haben.

auf der ersten überführungsetappe durchfahren wir ein schier endloses tal mit kurven in unzähligen formen, den finnischen chrysler liessen wir bei der erst besten gelegenheit hinter uns. ich gewöhne mich schnell an käthy, es durchgleitet die strassen wie eine leichtfüssige ballerina und freut sich bereits auf die nächste kurve. das geht dem Italienischen fulvia piloten hinter mir genau gleich. oben am berg angelangt, steigt der ca 65. jährige pilot aus, kommt zu mir mit einem breiten grinsen im gesicht, und schüttelt mir die hand vor freude. wir stehen gerade mal vor dem start der ersten wp.

die wp’s laufen recht gut, die „vielen“ fragen kurz vor dem start von dieter sind längst vergessen, die abenddämmerung rückt näher. es steht eine sehr knapp bemessene überführungsetappe durch den abendverkehr von san remo bevor, zwei legendäre kreuzungen mit verkehr ohne ende, fussgänger gleiten im schlafwandeltempo über den zebrastreifen, es hört nicht mehr auf!! das war dem lancia fahrer mit nummer 103 zuviel, auch der 131 abarth fahrer wurde von der geduld verlassen, ich erst recht, wir scherten aus, über die nichts bedeutende sicherheitslinie den gegenverkehr ausser acht gelassen, richtung start der wp, in die erste nachtprüfung. ganz kurz hatte ich noch zeit um nachzudenken, was da in der schweiz passiert wäre…………

die strassen sind nachts deutlich enger als am tag, zum glück hatte ich vor der prüfung den led-leuchtbalken montiert, der auch von der iss (internationalen raumstation) gut sichtbar die nacht zum tag machte, anders wird es eher schwierig einen knappen 50km/h schnittgeschwindigkeit einzuhalten.

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zwei endlos lange nachtprüfungen in einer gottverlassenen gegend ohne einen funken mondlicht oder so sind hinter uns, eine 31-km lange serpentinenstrasse zurück nach san remo liegt vor uns, die müdigkeit kehrt ein, der magen knurrt und die tankanzeige geht richtung gaaaanz leer.

aber senza problemi, als wir vor der pizza sitzen und den tag revue passieren lassen, ist das auch schon geschichte. das unvergessliche bild des parc ferme in der tiefen nacht von san remo muss aber schon noch kurz erwähnt werden, schliesslich stehen da mehrere millionen auf 4 räder!

samstag morgen ist relativ schnell…um 9:00uhr geht‘s bereits weiter, die grauen regenwolken schlagen auf die hügel der ligurischen hügel, was teilweise in dichtem nebel resultiert.

die erste wp gelingt super gut, denken wir, die zweite fängt komisch an, weil ein funktionär die zeit am falschen ort einträgt, was wir zum glück bemerkt haben. am start gibt es verzögerung, weil der eine oder andere pilot die schwerkraft missachtete und das fahrzeug in den abhängen „versenkte“ wohlverstanden, das waren teilnehmer der competition klasse, welche vor uns startete.

aber der dichte nebel machte uns zu schaffen, wir hatten grosse mühe den schnitt zu halten, der copilot meinte vermehrt das gegenteil der vorgängigen prüfungen sei realität, du bist zu langsam!!! ich liess es fliegen, auch durchs ziel, wir übersahen im rausch der geschwindigkeit die zeitkontrolle, welche bereits nach 50 meter, an stelle der üblichen 150meter im dichten nebel verschwunden ist.

die letze wp steht auf dem plan, die vorherige mit der nochmals „gefühlt“ falsch eingetragenen zeit liegt hinter uns. unspektakulär beenden wir diese wp, erneut liegen 25km serpentinen und ortschaften mit 30er zonen vor uns und natürlich das verkehrsgeplagte san remo, dies in rekordverdächtigen 31 minuten. ich fordere ziemlich viel von käthy ab, es folgte meinen gas- und lenkbewegungen wie es besser nicht sein könnte, 3 minuten zu spät am ziel war echt super, ich glaube, nicht einer schaffte das in der zeit!

das war geschafft, ohne nennenswerte zwischenfälle, der kadett ist hart im nehmen, und nett im geben! ein tolles auto! das siegesgefühl stellt sich ein, obwohl wir das ergebnis nicht kennen, wir sind ja am ziel und das ist elementar an einer rallye.

noch kurz ein abstecher im gemüseladen, schöne artischocken in die tüte und vieles mehr, etwas feinen parmesan, peccorino und natürlich salami als souvenir um auch die kommende woche mit erinnerungen an die vergangenen anstrengungen zu verschönern.

ich und dieter haben den erfolgreichen 11ten platz belegt in der gesamtwertung (in unserer kategorie platz 2), carlo und rafi platz 24, giovanni und domenico platz 25. im grund ist die platzierung nebensache. spass hat es gemacht und dies nicht knapp, die erinnerungen sind unvergesslich und dauern sicher die nächsten 360 tage. mit grosser wahrscheinlichkeit stehen wir alle auch im kommenden jahr wieder auf der startliste.

daniel amstutz